Das war ein Morgen wie man sich für Pfingsten nicht schöner wünschen konnte. Der Himmel stand klar und blau über dem Fröstelberg, die Luft war noch frisch und kühl, aber es versprach ein frühsommerlicher Mai-Sonntag zu werden.
Die Nacht hatte die ganze Familie zusammen verbracht. Die Kleinen waren unruhig gewesen und hatten im Schlaf gejammert. Deshalb hatten auch die Älteren nicht wirklich gut geschlafen und sparten noch mit guter Laune. Als es endlich dämmerte hatten sich die ersten bereits fertig gemacht und auf Roswitha gewartet, die uns ein ordentliches Frühstück versprochen hatte.
Als die Sonne soweit über den Bergrücken gewandert war, dass sie durch die Fenster des Hauses schien kam endlich Roswitha mit einem großen Krug um die Hausecke gelaufen. „Frühstück“ blöckten die Kleinen und sprangen wie närrisch durch den Raum. „Könnt ihr die Kinder nicht unter Kontrolle halten?“ herrschte uns Witus an. Der alte Bock soll sich lieber um seinen eigenen Krempel kümmern? Sein Anteil an der Erziehungsarbeit bestand sowieso nur aus Rumstehen und die kleinen anraunzen.
Aber jetzt war endlich Roswitha mit dem Frühstück da und auch mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen. Wir beschlossen, das Frühstück auf einem Teil der Wiese einzunehmen, der schon in warmes Sonnenlicht getaucht war. Was für ein Morgen, Kalchkendl ist wirklich ein kleines Paradies.
Plötzlich entstand eine Unruhe. Wittus war mit lautem Schellengebimmel den Hang heruntergrannt, als er bemerkte, dass sich Roswitha wieder auf den Weg zur Alm gemacht hatte. Natürlich rannte die ganze Bagage hinterher. Ich sah Mizi an: „Wittus glaubt immer, er könnte bei Roswitha ein zweites Frühstück rausholen, das hat doch noch nie funktioniert.“ „Frieda, Du bist zwar die klügste Ziege hier im Stall, aber das verstehst Du nicht. Männer denken doch immer nur mit dem Bauch.“ Lachend machten auch wir uns auf den Weg, die Glocken um unsere Hälse läuteten leise.